Die enge Bindung vieler Mittelständler an ihre Hausbank bröckelt, beobachtet Markus Hamprecht. Der Bankenexperte von Accenture warnt: Wenn die Banken weitermachen wie bisher, werden sie Marktanteile an aufstrebende Rivalen verlieren.
Herr Hamprecht, Sie warnen davor, dass Banken im Geschäft mit kleinen und mittelständischen Unternehmen künftig Marktanteile an Fintechs verlieren könnten. Warum glauben Sie das?
Die Anforderungen der kleineren und mittleren Firmenkunden an ihre Banken haben sich geändert. Früher haben die Unternehmen Wert auf Schnelligkeit und gute Preise für Finanzdienstleistungen gelegt. In Zeiten des billigen Geldes fällt der Preis als Differenzierungsmerkmal aber weitestgehend aus. Heute muss die Leistung der Bank dazu beitragen, das operative Geschäft des Unternehmens zu verbessern. Der Wert geht über die reine Finanzdienstleistung hinaus – damit wird der Spielraum für Wettbewerber größer.
Wer sind die Wettbewerber aus Ihrer Sicht?
Es gibt drei Kategorien: Die erste Kategorie bilden Neo-Banken wie etwa N26 oder Revolut. Sie bieten Unternehmen eine schnelle und einfache Anbindung an, die Kommunikation erfolgt komplett digital. Die zweite Kategorie sind Fintechs, wobei ich diese nur in Teilen als Gefahr einstufen würde. Denn einige Banken haben Fintech-Angebote in ihre Produktpalette für Geschäftskunden integriert. Die dritte Kategorie bilden Plattformen wie beispielsweise we.trade.
Moment, we.trade wurde von Banken gegründet, um die Handelsfinanzierung für KMUs zu erleichtern und in Logistikprozesse zu integrieren. Die Plattform ist doch kein Wettbewerber, sondern eine Antwort der Banken auf die neuen Anforderungen der Kunden.
Ja und nein. Einerseits zeigt dieser Ansatz, dass Banken reagieren. Andererseits besteht durch solche Plattformen die Gefahr, dass Banken in den Hintergrund gedrängt werden und die Sichtbarkeit zum Kunden verlieren. Das würde die Margen der Banken weiter schmälern.
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