Mittelständler benötigen regelmäßig neue Kredite. Das ist jedoch nur für Firmen bester Bonität mit guter Beziehung zur Hausbank einfach. Für alle anderen ist das in der Regel schwierig. Allerdings fehlt es bei anderen Unternehmen oft am Wissen, welche alternativen Möglichkeiten es gibt.
Bei einem leicht steigenden Kreditvolumen sind die die Erträge der Commerzbank in den ersten 9 Monaten im Vergleich zum vergangenen Jahr um etwa 5% gefallen. Schaut man sich jedoch den Zwischenbericht näher an, liegt das Kreditwachstum vor allem am gestiegenen Kreditvolumen mit Immobilienbezug und weniger an den Krediten mit Firmenkunden.
Im gleichen Zeitraum ist das operative Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr um ca. 40% gesunken.
Zwar gewinnt die Commerzbank laut eigener Aussage regelmäßig neue Kunden dazu, jedoch schafft sie es nur schwer, diesen Kundenzuwachs auch gewinnsteigernd umzusetzen. Und dies in einem sehr wettbewerbsintensiven Umfeld, wo der Kapitalbedarf vieler Unternehmen ansteigt.
Mittelstandsfinanzierung wächst weiter
Seit einigen Jahren kommt Bewegung in das Geschäft mit der Finanzierung von kleinen und mittelständischen Unternehmen. Einerseits unterliegen Banken im Zuge der Regulierung strengeren Vorschriften beim Risikomanagement als vor der Finanzkrise. Andererseits entdecken neue Finanzdienstleister das Kreditgeschäft mit dem Mittelstand als Wachstumsfeld – beispielsweise als Kreditfonds oder Crowdfunding.
Die neuen Finanzierer kämpfen vor allem gegen die gewachsenen und dauerhaften Geschäftsbeziehungen mit der jeweiligen Hausbank der Unternehmen, welche jedoch oft nicht mehr im gleichen Umgang Kredite vergeben können wie früher. Während ein großer Teil der klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU) die Finanzierung aus Eigenmitteln schafft, sind sehr viele Unternehmen von Aussenfinanzierungsformen abhängig. Klassischerweise versuchen es diese Unternehmen zunächst bei Ihrer Hausbank. Leider immer öfter ohne Erfolg.
Oft werden Kreditanträge einfach abgelehnt
Leider werden Kredite von Banken oft abgelehnt, und das ohne Angabe von Gründen, sodaß der Mittelständler noch nicht einmal nacharbeiten kann. Ebenso ist es häufig Geschäftspolitik, daß wenn eine Kreditanfrage einmal abgelehnt ist, die gleiche Anfrage – wenn auch mit zielgerichteten Unterlagen – automatisch abgelehnt wird. Auch kennen Unternehmen häufig nicht einmal ihr Bonitäts-Rating bei Ihrer Bank.
Falls man jedoch seine Bonitätseinstufung und die Ablehnungsgründe der Bank kennt, kann meistens relativ einfach die Bonität und somit auch die Chance auf Kredite deutlich verbessern. Dies kann Beispielsweise durch Aufstockung mit Eigenkapital wie Mezzaninekapital passieren oder die Werthaltigkeit seiner Sicherheiten herausarbeitet.
Weil die Risikoeinstufungen bei Banken immer mehr automatisiert und statisch erfolgt, ist es für Unternehmer umso wichtiger, die Gründe für eine Ablehnung zu erfahren, um die Vergabesystematik besser zu verstehen und Hindernisse zukünftig aus dem Weg zu räumen.
Falls dies noch immer nicht funktioniert, gibt es zwischenzeitlich verschiedene Möglichkeiten als Alternative:
Online-Finanzierungsportale
Online Portale bieten häufig gute Vergleichsmöglichkeiten unter verschiedenen Anbietern. Dabei gibt es für unterschiedliche Unternehmenssituationen von der Übernahme- über die Einkaufsfinanzierung bis hin zur Investitionsfinanzierung eine breite Palette von Angeboten. Abhängig von der Größenordnung der Finanzierung häufig auch ohne Stellung von Sicherheiten. Sicherheitenanforderungen unterschieden sich je nach Anbieter sehr stark. Während Banken hohen Wert auf Sicherheiten legen, zeigen sich alternative Finanzierer hier oftmals flexibler.
Factoring
Factoring bietet sich in erster Linie für die Finanzierung des Umlaufvermögens an. Beispielsweise für die offenen Rechnungen des Händlers beim Lieferanten. Dabei werden die offenen Forderungen des Lieferanten (Kreditor) gegen den Schuldner (Debitor) an einen sogenannten Factor abgetreten oder verkauft. Dieser zahlt den Kreditor sofort entweder teilweise oder ganz und holt sich anschließend das Geld vom Debitor wieder.
Ein Vorteil dabei für den Kreditor ist, daß sich die Bilanz sich um Forderungen und Verbindlichkeiten verkürzt und somit die Eigenkapitalquote und die Liquidität verbessert. Das Ausfallrisiko der Forderung geht so auf den Factor über. Dadurch verbessert sich durch Factoring auch die Bonität des Unternehmens und es kann wiederum leichter einen Kredit bei der Hausbank bekommen.
Fördermittel
Stattliche Fördermittel können ebenfalls oftmals helfen, die Finanzierungssituation von KMU zu verbessern. In Deutschland alleine gibt es weit mehr als 1000 Förderprogramme. Beispielsweise ist die EIB eine Förderbank auf EU-Ebene, auf Bundesebene die KfW sowie 17 Förderbanken der Bundesländer.
Vorteile sind beispielsweise zinsgünstige Kredite teilweise auch mit tilgungsfreien Jahren.
Ein wesentlicher Nachteil ist, daß beispielsweise die KfW-Kredite werden über die Hausbanken vermittelt werden und diese dann auch das Kreditrisiko tragen müssen. Dadurch verbessern die Förderkredite nicht die Bonität, sondern verbilligen nur den Kredit oder die Kreditkonditionen.
Zweitbankverbindung
Unternehmen, die mehrere Bankverbindungen führen, sind unabhängiger. Dabei ist es wichtig, daß bei Kreditinanspruchnahmen auch die Sicherheiten entsprechend verteilt werden. Auch Banken haben daran Interesse, Sicherheiten für andere freizugeben, damit das Risiko auf mehrere Kreditgeber verteilt wird. Zwar möchten Hausbanken das jedoch oft nicht, weshalb man als Kreditnehmer hier entsprechend selbstbewusst auftreten sollte und die Freigabe von Sicherheiten einfordern.
Leasing
Für Unternehmen, die stetige Cash-Flows haben, bietet sich Leasing als Finanzierungsform an. Anstatt Liquidität für hohe Anschaffungskosten bspw. für Fuhrpark oder Maschinen zu binden, zahlt der Unternehmer nur für Nutzung eine monatliche Leasinggebühr an den Leasinggeber. So ändert sich die Eigenkapitalquote des Unternehmens nicht. Leasing ist bilanzneutral und ermöglicht eine verlässliche Kalkulationsgrundlage. So schont Leasing die Liquidität des Unternehmens und das Eigenkapital.
Außerdem gibt es auch neben den genannten Alternativen Mischformen aus Eigen- und Fremdkapitalfinanzierung (Mezzanine), zahlreiche Crowdfunding-Angebote und andere, speziell auf bestimmte Bedürfnisse zugeschnittene Finanzierungsmöglichkeiten.
Gründer haben auch weiterhin Finanzierungssorgen
Unternehmensgründer und Start-ups haben es oft schwer, Kredite zu bekommen, da sie häufig kaum Eigenkapital vorweisen können und der Erfolg des Geschäftsmodells nicht vorhersehbar ist. Deshalb sind sie vor allem auf der Suche nach Eigenkapitalinvestoren. Eine Ausnahme bilden hier Gründerkredit der KfW, für die kein Eigenkapital notwendig ist. Ebenso gibt es Anbieter, die bereits Unternehmen in frühen Phasen Factoring anbieten.