Die Commerzbank beschließt einmal wieder eine neue Strategie. Besonders zu erwähnen ist dabei der als mutig anzusehende, aber seit Jahren überfällige Schritt, fast 20% der Belegschaft abzubauen. Wenn sich die Bank da einmal nicht verrechnet hat. 1,1 Mrd. EUR soll der Umbau kosten. Das ist sehr knapp kalkuliert: Nimmt man die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit von 19 Jahren und das Durchschnittsgehalt von 76.000 EUR kommt man nur mit der absolut geringstmöglichen Abfindungssumme je Mitarbeiter auf 1,1 Mrd EUR*. Das wird aber nicht passieren, da einerseits der Betriebsrat übergangen wurde und dadurch in eine starke Verhandlungsposition gebracht wurde und andererseits das Durchschnittsalter gesenkt werden müsste und weitere Anreize geschaffen werden müssen um Mitarbeiter zu bewegen das Institut zu verlassen. Berücksichtigt man das und verändert die Inputfaktoren nur leicht, z.B. die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit der abgehenden Mitarbeiter auf 20 Jahre und man diesen eine Zusatzprämie von 25% zahlen muss, dann sind die Restrukturierungskosten alleine auf der Personalseite bereits bei 1,5 Mrd EUR.
Die Strategie ist vor allem auf Schlagworten wie „Digitalisierung, „Fokussierung“ und „Vereinfachung von Infrastruktur“ aufgebaut. Wie hoch die Investitionen dafür sind, sagt das Management nicht und auch inhaltlich ist nicht klar, was damit wirklich gemeint ist. Es ist davon auszugehen, dass hierzu ein weiterer Milliardenbetrag notwendig sein wird. Das Zieljahr 2020 mit einem Ertragswachstum von prognostiziert 1,4 Mrd. EUR erscheint daher ein ambitionierter Wechsel auf die Zukunft.
Dass für das vergangene Jahr eine halbe Mrd EUR Rückstellungen aufgelöst wurden um eine Mrd. EUR Gewinn auszuweisen und eine Dividende zu zahlen erscheint heute eher als ein völlig unnötiger Kraftakt, wenn nicht sogar unverantwortlich.
Mit einem Kursrückgang der Aktie von über 6% hat auch der Kapitalmarkt höchste Zweifel an der Strategie und den veranschlagten Kosten. Für die deutsche Wirtschaft ist das ein Alarmzeichen. Die großen Banken und damit auch die großen Kreditgeber sind weiterhin mit sich selbst beschäftigt und werden darüber hinaus noch unter dem Regulierungsdruck es immer weniger schaffen, Ihrer eigentlichen Kernfunktion, die Versorgung der Wirtschaft mit Kapital, nachzukommen.
*Monatsgehalt x Jahre der Betriebszugehörigkeit x Faktor
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