Kurzfristig hat der Staat die Zahlungsfähigkeit vieler Unternehmen gesichert. Doch sobald Unternehmen wieder am Kapitalmarkt Unterstützung suchen, dürfte es eng werden – vor allem bei der Frage nötiger Sicherheiten.
Der Mittelstand sieht aktuell eine Verschärfung der Finanzierungsbedingungen.”Kreditgeber haben zunehmend Sorge vor Ausfällen aufgrund des Corona-Wirtschaftseinbruchs”, warnt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter Wirtschaftsforschung bei der Creditreform. Deren aktuelle Sonderauswertung der Mittelstandsbefragung zeigt: Bei jedem siebten befragten Unternehmen haben sich die Finanzierungsbedingungen zuletzt verschlechtert (14,7 Prozent) – vor allem bei Dienstleistern (18,5 Prozent). Auch die Kreditzinsen seien gestiegen (22,9 Prozent). Bei 13,8 Prozent der Befragten sei der Kreditwunsch sogar gänzlich abgelehnt worden. Es geht aber auch anders: Für 10,9 Prozent der Befragten wurde der Zugang zu Finanzierungen leichter.
Niedrige Zinsen sind nicht verführerisch
Die Kreditaufnahme im Mittelstand ist trotz der jahrelang sehr niedrigen Zinsen nicht übermäßig gestiegen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Verschuldung der kleinen und mittleren Unternehmen nur moderat gestiegen sein dürfte. Jedes dritte Unternehmen hat in den letzten sechs Monaten einen Kredit beantragt (32,4 Prozent). Dieser Wert liegt nur etwas höher als vor neun Jahren (29,8 Prozent). Insbesondere Handel und Dienstleister sind aktuell stärker auf Kredite angewiesen. Das Baugewerbe brauchte eher weniger Fremdkapital.
Die Kredite verwendet der Mittelstand vorrangig für die Investitions- und Betriebsmittelfinanzierung.”Es dominieren mittel- und langfristige Laufzeiten von bis zu fünf oder über fünf Jahren”, ergänzt Hantzsch. Kurzfristige Überbrückungskredite werden derzeit im Mittelstand weniger genutzt (11,6 Prozent).